Eben habe ich einen sehr guten Artikel auf handelsblatt.com gelesen. Er befasst sich damit, dass morgen
das Gesetz zur Sperrung von Internetseiten verabschiedet wird. Aber lest selbst:
Dammbruch im Internet
von Thomas Knüwer
Für jene, die sich nicht mit dem Thema beschäftigt haben, ist es schwer zu glauben: Morgen
wird der Bundestag mit den Stimmen von CDU und SPD ein Gesetz verabschieden, das die
Gewaltenteilung zwischen Judikative, Exekutive und Legislative aufhebt. Jene
Gewaltenteilung, die in Art. 20 des Grundgesetzes festgeschrieben ist.
Im scheinbaren Kampf gegen Kinderpornografie werden künftig die Ermittler der
Landeskriminalämter entscheiden, was ungesetzlich ist und was nicht – ganz ohne
Richterspruch. Sie werden eine Liste von Internetseiten erstellen, die gesperrt werden. Diese
Liste wird nicht öffentlich zugänglich sein, die Betreiber der betroffenen Seiten werden nicht
informiert. Wer diese Seiten besucht, gleichgültig ob absichtlich oder zufällig, dessen Daten
werden protokolliert – ohne sein Wissen.
Es ist ein Dammbruch für die Demokratie und ein zynischer Missbrauch des Leides
vergewaltigter Kinder. Wer Kinderpornos bekämpfen will, hat dafür ausreichende rechtliche
Mittel – auch im Internet. Was fehlt, sind Kapazitäten für die Ermittler. Wer aber glaubt,
dass jene Sperren, die sich in Sekunden von jedermann umgehen lassen, Kinderschänder vor
Gericht bringen, darf als naiv bezeichnet werden. Dies haben zahlreiche Experten erläutert,
doch weder Familienministerin Ursula von der Leyen noch Innenminister Wolfgang
Schäuble mochten zuhören. Die Antworten auf eine Bundestagsanfrage der FDP zeigten:
Die Bundesregierung hat sich weder mit den Sperrlisten anderer Länder befasst, noch hat sie
Wissen über den Kinderporno-Markt. Das aber hatte sie zuvor behauptet.
Tatsächlich funktioniert der Tausch von Kinderpornografie anders als ein Bücherkauf bei
Amazon. Die Akteure wissen um ihr Unrecht und agieren entsprechend. Mit den Filtern der
Regierung ist ihnen nicht beizukommen. Deshalb ist auch naiv, wer glaubt, dass es hier nur
um Kinderpornografie geht. Die Sperrung dieser Inhalte ist lediglich der Anfang. Die
Regierung will das Internet kontrollieren – was ebenfalls eine naive Vorstellung ist.
Über 130 000 Bürger protestieren in einer Online-Petition gegen die Internetsperre, es ist die
erfolgreichste Petition in der Geschichte des Landes. Der Regierung ist das Aufbegehren
offenbar egal – so wie anscheinend auch das Grundgesetz.
(Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/handelsblatt-kommentar/dammbruch-iminternet;
2365208)
Mir fällt dazu nur eins ein: traurig, traurig, traurig. Das so etwas in einem (eigentlich) demokratischen
Land passieren kann.